Neubewertung von Gold

Gold ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Geschichte und ein Symbol für Reichtum und Macht. Es ist eine der ältesten Währungen und hat sich im Laufe der Zeit als zuverlässiger Wertspeicher bewiesen. Gold wurde auch als Sicherheitsnetz in Krisenzeiten verwendet und als Hedge gegen Inflation und Währungsabwertung genutzt. Es ist und bleibt in enger Relation zur globalen Weltpolitik und nimmt eine besondere Rolle für unsere Währungen ein.

In den letzten Jahren haben einige Analysten und Investoren begonnen, die Neubewertung von Gold zu diskutieren und damit die Tür zu spannenden und erschreckenden Szenarien geöffnet. Da es verschiedene Ansätze und Definitionen gibt, möchten wir zu Anfang die Neubewertung von Gold etwas aufschlüsseln.

Wir unterscheiden zwischen zwei Arten der Neubewertung. Die erste Art der Goldbewertung ist die Kopplung einer bestimmten Goldeinheit an einen festgesetzten Fiat-Preis. So wurde Gold oftmals in der Vergangenheit bewertet und auch neu bewertet. Eine feste Bewertung von Gold durch eine Fiat-Währung hat viele Facetten und bringt sowohl positive als auch negative Konsequenzen mit sich.

Die zweite Art der Neubewertung zieht in Betracht den Goldwert auf den Bilanzen von Notenbanken neu zu bewerten. Aktuell haben die meisten Notenbanken einen unrealisierten Wertgewinn, der je nach Bewertungsmethode in der Bilanz aufgeführt wird oder nicht. In keinem Fall kann er in der Bilanz gegen die Verbindlichkeiten gerechnet werden. Durch eine Bewertung von Gold oder einer entsprechenden Gesetzesänderung könnten sich Notenbanken länger liquide halten und Neuverschuldungen rechtfertigen.

Im Folgenden werden wir beide Arten der Neubewertungen analysieren und deren Wahrscheinlichkeiten und Konsequenzen diskutieren. Um die Goldbewertung zu verstehen betrachten wir zuerst wie Gold in der Vergangenheit bewertet wurde.

Gold als Wertspeicher in der Geschichte

Gold erwies sich in allen Epochen, politischen System und Kulturen als ein konstanter, verlässlicher und universeller Wertspeicher. Nicht nur einmal diente es als Währung oder als Deckung für die größten Weltleitwährungen.

Die antike Welt und das Gold

Schon in der antiken Welt war Gold ein begehrtes Gut und wurde als Wertspeicher und Luxusgut genutzt. Die alten Ägypter nutzten Gold zur Herstellung von Schmuck und als Zahlungsmittel. Die griechischen Stadtstaaten und das Römische Reich nutzten Goldmünzen, um den Handel zu erleichtern.

Gold im Mittelalter

Während des Mittelalters besaßen Könige, Kirche und Adel große Mengen an Gold, um ihre Macht und ihr Ansehen zu demonstrieren. Immer mehr Menschen begannen, sogar über nationale Grenzen hinaus, Goldmünzen als Zahlungsmittel zu akzeptieren und trieben somit die Wirtschaft voran.

Gold in der Neuzeit

Die Bewertung von Gold wollen wir uns besonders in der Geschichte unserer aktuellen Weltleitwährung anschauen. 1873 wurde der Goldstandard erstmalig international etabliert. So wurde der amerikanische Dollar mit 20 Dollar an die Unze Gold (31,1 g) gekoppelt. Die 20 Dollar Note war ein Zertifikat, welches den Umtausch in eine physische Unze Gold ermöglichte. Es gab also eine feste Bewertung von Gold mit 20 amerikanischen Dollar.

1933 betrat Franklin D. Roosevelt die Bühne, um die erste Neubewertung von Gold durchzuführen. Durch die Folgen der „Großen Depression“ sah er sich dazu gezwungen die Geldmenge inflationär auszuweiten. Er bewertete Gold neu mit einem Preis von 35 Dollar pro Unze. Somit sorgte er für eine „rechtmäßige“ Vervielfachung des Dollars. Aber natürlich wurde die Neubewertung erst durchgeführt, nachdem er die amerikanischen Bürger dazu zwang das eigene Gold für 20 US-Dollar an den Staat zu verkaufen. Als letzter Zug des Gold Reserve Acts musste die Federal Reserve nur noch 40 % des Dollars mit Gold decken und konnte somit die Geldmenge flexibel ausweiten.

Gold in der modernen Welt

Diese Neubewertung hielt sich bis 1971 als US-Präsident Richard Nixon den Goldstandard endgültig aufhob, um den Vietnamkrieg finanzieren zu können. Damit wurde die Bewertung von Gold an den freien Markt weitergegeben. Der Dollar kann beliebig vervielfältigt werden und der Goldpreis wird durch Angebot und Nachfrage reguliert.

Konsequenzen einer Neubewertung von Gold

Diese Art der „Neubewertung“ oder vielmehr eine „Wiederbewertung“ von Gold würde den Goldpreis an eine Währung koppeln. Hierfür müssten sich die größten Notenbanken zusammenfinden und eine Einigung für die Festsetzung eines neuen Goldstandards diskutieren. Eine Neubewertung dieser Art hätte allerdings weitreichende Konsequenzen.

Zum einen würde es die Autorität von Fiat-Geld nullifizieren, da eine solche Bewertung ein klares Zeichen für Vertrauen in Gold setzt.
Privatpersonen und Kleinanleger würden mit ihrem Vermögen wie damals bei Roosevelt und Nixon Schaden nehmen. Gold wird gestärkt und die Währung wird geschwächt. Das meiste Gold befindet sich im Besitz von Notenbanken, Banken und Ländern. Nur ein Bruchteil der Bevölkerung hat Anteile oder größere Anteile in Gold.

Es gibt noch viele weitere Kaskaden, die sich in einem solchen Fall entfalten würden. Je nach Goldbestand der Notenbanken wird ein Goldstandard die Stärke der Währung beeinflussen. Dies wird sich auf die Import- und Exportentwicklung des Landes auswirken. Investoren von Gold werden starke Gewinne einstreichen, während andere Assetklassen Verluste oder geringere Gewinne erleiden werden.

Wahrscheinlichkeit einer Neubewertung von Gold

Es gibt noch zwei weitere Faktoren, die bei einer solchen Neubewertung nicht zu vernachlässigen sind. Mit einer erneuten Kopplung an Gold beschneiden Notenbanken ihre eigene Fähigkeit, Geld zu drucken und den Markt zu regulieren. Ist Gold fest bewertet, können sie kein künstliches Kapital mehr für Maßnahmen, Rettungspakete, Agenden oder Kriege kreieren. Freiwillig wird die Macht, das eigene Land zu verteidigen, Krisen zu verschieben oder Kriege zu führen nicht abgegeben werden.

Als letzten Faktor ist mit zu bedenken, dass es eine massive Vermögensumlagerung vom Westen in den Osten geben würde. Länder mit großen Goldreserven werden durch einen Goldstandard in eine neue Machtposition katapultiert. Sowohl Indien als auch China kaufen seit vielen Jahren große Mengen an Gold. Nicht politisch, sondern auch kulturell ist der Osten mit einem besonderen Fokus auf Gold ausgelegt. Sollte es eine feste Bewertung von Gold geben, ist abzuwarten wieviel Macht aus dem Westen in den Osten transferiert wird.

Es ist durchaus möglich, dass eine Neubewertung von Gold China und Indien mehr helfen würde als Europa und den USA.

Neubewertung von Gold in der Bilanz

Die zweite Art der Neubewertung ist wesentlich wahrscheinlicher. Hierbei handelt es sich um die Neubewertung von Gold in den Bilanzen der Notenbanken. Folgendes ist hierbei wichtig zu verstehen:

Die letzte Neubewertung von Gold in der Bilanz der Federal Reserve (Fed) bilanzierte den Großteil des Goldbestands zum damaligen Marktpreis von 42 US-Dollar pro Unze (70er Jahre). Bei einem angenommenen Bestand von ca. 8.100 Tonnen und einem aktuellen Preis von ca. 2.000 US-Dollar pro Unze hat die Fed somit eine stille Reserve von gut 500 Milliarden US-Dollar in Gold.

Solange die Fed diesen Gewinn nicht realisiert, dürfen Schulden und Verbindlichkeiten nicht gegen diese stille Reserve gerechnet werden. Das bedeutet, die Fed kann offiziell nicht mit den 500 Milliarden Dollar Buchwert wirtschaften.

Anders als die Fed bewertet die Deutsche Bundesbank den Goldbestand seit 1999 nicht mehr nach dem Niederstwertprinzip, sondern nach den aktuellen Marktpreisen. In der Bilanz sind also keine stillen Reserven mehr zu finden. Jedoch ist es auch der Deutschen Bundesbank nicht erlaubt, unrealisierte Gewinne des Goldes zu vereinnahmen und gegen Verbindlichkeiten der Aktiva abzuschreiben. Unrealisierte Gewinne werden passivisch auf einem Neubewertungskonto ausgewiesen.

In beiden Fällen haben die Notenbanken durch die nicht realisierten Gewinne technisches Kapital, dass sie nicht einsetzen dürfen. Ob das Gold zum Marktwert oder zum Niederstwertprinzip bewertet wird spielt hier keine Rolle. Sollte es hier jedoch eine Gesetzesänderung oder Änderung der Richtlinien geben, könnten die Notenbanken das nicht realisierte Kapital nutzen, um neue Liquidität zu gewinnen. Es können neue Verpflichtungen und Schulden aufgenommen werden, da noch nicht realisierte Gewinne in Milliardenhöhe als realisiertes Kapital angesehen werden.

Diese Entscheidung würde die Bilanzen der Notenbanken auf einen Schlag extrem stärken, bringt jedoch ein extremes Risiko mit sich, da die Gewinne noch nicht realisiert sind. Die Bilanzierung geht jedoch von der Annahme aus, dass der Goldpreis ein bestimmtes Level nicht unterschreiten wird.

Fazit

Eine Neubewertung im Sinne eines Goldstandards und der Kopplung von Gold an einen Fiat-Preis hätte weitreichende Folgen für Wirtschaft, Privatpersonen aber auch die globale Machtverteilung. Argumentativ spricht jedoch viel für gedecktes Vermögen wie Gold, welches dem Eigentümer eine andere Sicherheit als Kredit und Vertrauen bietet.

Die Neubewertung von Gold in Bilanzen oder die Möglichkeit noch nicht veräußerte Gewinne gegen Verbindlichkeiten zu rechnen ist eine Hintertür mit viel Risiko. Notenbanken könnten somit weiterhin auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ihre Bilanzen verschönern und zu einem neuen Maße Verschuldungen und Verbindlichkeiten rechtfertigen. Sollte der Goldpreis aber dann unter die bilanzierte Bewertung fallen, kann die damit überbewertete Bilanz der Notenbank das Vertrauen in eine Währung und ein gesamtes Land in kürzester Zeit zerstören.

Unabhängig der Neubewertung bleibt Gold ein relevantes und wichtiges Asset. Besonders physisches Gold im persönlichen Eigentum, unabhängig des Aufbewahrungsorts gibt Sicherheiten, die unser Kreditgeldsystem nicht geben kann.